18. November 2024

SuitCase

Digitale Streitbeilegung des 21. Jahrhunderts

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Pitch Details


suitcase.legal


Tim Kniepkamp

Business Co-Founder
18.06.2024

Leben vor der Gründung

Ich habe Jura, BWL und Psychologie in Bielefeld, Berlin und London studiert. Ich konnte mich zu Beginn des Studiums in meiner Heimatstadt nicht so ganz entscheiden in welche Richtung es gehen soll. Deshalb entschied ich mich einen Studiengang zu belegen, welcher mir Jura als Hauptfach und die beiden anderen als Nebefächer bieten konnte.

Mein Fokus bestandschon damals in der Streitbeilegung, in der Fachsprache also dem Prozessrecht oder auch Prozessführung. Mich hat also eher der Gesamtüberblick interessiert. Wie finden denn solche Verfahren statt. Diese Faszination und Affinität für den Verlauf eines Verfahrens konnte ich somit auch auf unser jetziges Unternehmen übertragen.

Wenn man den gesamten Prozess durchdenken kann und versteht wie ein Prozess verläuft, kann man dieses Verfahren auch digital umsetzen. Und daran setzen wir mit Suitcase an.

Gründung

In meinem Fall gab es vor Suitcase keinen Versuch ein anderes Unternehmen zu gründen. Was man aber sagen kann ist, dass sich das Produkt im Laufe der Gründung geändert hat. Die Art der Streitbeilegung war zu Beginn ein anderer. Wir haben aber im Laufe der Gründung gemerkt, dass dieses erste Produkt wirtschaftlich nicht tragbar gewesen wäre. Faktoren können dabei sein, dass ein Produkt nicht schnell genug Marktreif werden kann. Somit haben wir unser Produkt zu unserer jetzigen digitalen Streitbelegung umfunktioniert. Der Kern ist dabei der gleiche geblieben, um diesen Kern herum haben wir dann ein Produkt geschaffen, welches sowohl auf Kundenseite als auch auf wirtschaftlicher Seite funktioniert.

Vor unserer Gründung von Suitcase habe ich noch ein NGO gegründet und das auch erfolgreich. Dieses gibt es auch noch, dort bin ich nur nicht mehr aktiv. Aber natürlich ist ein NGO ein anderer Bereich. Einen klassischen Fehlschlag bei der Gründung eines Startups hatte ich noch nicht.

Die Idee

Die erste Idee zur Gründung von Suitcase entstand durch den Besuch eines Freundes aus Brasilien. Mein Co-Founder Tim Fischer und ich befanden uns in Düsseldorf. Dieser Freund aus Brasilien, nahm während seinem Besuch eigentlich ganz simpel digital an einem Gerichtsverfahren teil und beurteilte den Fall dort als eine Art Schiedsrichter. Wir wollten nach diesem Erlebnis wissen, wie man dieses Verfahren in Deutschland umsetzen könnte. Wir haben daraufhin zwei Jahre als Juristen daran rumprobiert und als wir eine grobe Idee hatten wie man dieses digitale Konstrukt auf ein Verfahren in Deutschland ummünzen könnte haben wir unseren Tech Co-Founder Philipp Hertel an Bord geholt. Er ist der Informatiker in unserer Runde. Philipp habe ich damals über einen Freund kennengelernt, der sich ebenfalls in einem der NGO's angagiert hatte.

Unser Gründerteam hat sich also aus dem Freundeskreis zusammengefunden. Wir hatten alle drei Lust auf das was wir tun und sind auch sehr stolz auf alles was wir schon zusammen erreichen konnten.

Produkt

Unser Produkt hat sich definitiv im Laufe der Gründung gewandelt.

Am Anfang war die Idee ein digitales Gerichtsverfahren nach dem Vorbild der Brasilianer aufzubauen. Das hat sich dann zu einem digitalen Schlichtungsverfahren gewandelt. Wir sorgen also mit unserem Produkt nicht für den Schuld- oder den Freispruch. Wir kümmern uns um eine Streitbeilegung oder einen Kompromiss über den digitalen Weg.

In einem Buch von Richard Susskind "Online Courts and the Future of Justice" beschreibt der Autor auf einer Seite ganz am Rande das Konzept der digitalen Streitbeilegung. Und zu Beginn wollten wir diese Streitbelegung als Feature in unseren digitalen Gerichtsprozess einfließen lassen. Um eben im besten Fall zu verhindern, dass die Parteien überhaupt vor den Richter treten müssen.

Mit Norman Koschmieder, welcher damals schon bei dem Berliner Unicorn Flink als General Counsil tätig war, haben wir über unsere Idee beim Mittagessen geredet. Dieser gab uns den Input die Streitbelegung als eigenes Produkt anzusehen. In unserer anschließenden Recherche bezüglich der Streitbelegung als eigenes Produkt sind wir dann auf ein Amerikanisches Unternehmen gestoßen, welches mit dieser Methode bereits über 200.000 Streitigkeiten beigelegt hatte.

Uns war natürlich klar, dass das Amerikanische Rechtssystem nicht mit dem deutschen vergleichesbar ist. Aber es gab uns die Erkenntnis, dass zumindest Erfolgschancen bestehen in Bezug auf den psychologischen Nucleus der Menschen. Damit will ich sagen, dass Menschen ehrlicher sind wenn man sie fragt, was bist du bereit zu zahlen oder was bist du bereit zu akzeptieren, als das Gesicht vor Gericht in einem öffentlichen Prozess zu verlieren.

Leben vor der Gründung

Unser Leben vor der Gründung, war ein klassisches Studentenleben. Wir haben alle drei direkt nach dem Studium mit der Gründung von Suitcase begonnen.

Natürlich war uns klar was eine Gründung einer GmbH kosten würde und auch dass dies nicht ganz günstig werden würde. Wir hatten das Glück von Beginn an ein Stipendium zu erhalten. Weshalb wir viele Kosten über das Stipendium sowie einem ersten Privaten Geldgeber abbilden konnten. Über verschiedene öffentliche Fördermittel haben wir dann bis Oktober 2023 das ganze Unternehmen gebootstrapped. Ende letzten Jahres, gab es dann eine erste Angel Investment Runde. Diese Zahlen sind aber unveröffentlicht.

Gab es Rückschläge oder erste Misserfolge?

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Wir haben, eben weil wir Juristen sind, sehr schnell eine Unternehmensgesellschaft gegründet. Zu diesem Zeitpunkt war das viel zu früh. Wir konnten aufgrund der UG Gründung keinerlei Anträge auf Existenzgründung stellen. Wir konnten also im Verlauf unserer Gründung nie auf Fördermittel, welche eine Existenzgründung so mit sich bringt zurückgreifen.

Man darf sich glaube ich einfach nicht über Rückschläge entmutigen lassen. Hier und da haben natürlich technische Probleme zu Rückschlägen geführt. Auch gesetzte Zeitpläne mussten ab und an über den Haufen geworfen werden.

Es ist glaube ich auch ganz gesund ab und zu mal zu hinterfragen ob das ganze überhaupt funktionieren kann. Als Gründer hat man aber, und das braucht man auch, einen sehr tiefen Grad der Überzeugung für das was man tut.

Gibt oder gab es ungewöhnliche Konzepte oder Vorgehensweisen?

Ich würde sagen, dass wir nichts überstürzen und damit auch gut fahren. Vielleicht entstehen dadurch Innovationen in unserem Produkt nicht sehr schnell, aber wir arbeiten kontinuierlich um den Output wirklich groß und solide zu gestalten.

Aufgrund der "Wohnungsnot" und natürlich auch aus der Geldnot lebten wir drei in der Gründerphase in einer Gründer-WG und teilten uns Abschnittsweise ein Doppelbett zu dritt. Das ist vielleicht doch etwas ungewöhnlich.

Wann wusstet ihr, dass euer Konzept funktioniert?

Unser Produkt funktioniert mit zwei Komponenten. Wir haben ein B2B to C Geschäftsmodell gebaut. Um das ganze plastischer darzustellen kann man sich das ganze so vorstellen, dass du als Kunde eine Rechtsschutzversicherung hast. Du bist also das C in dem Geschäftsmodell. Dein Rechtsschutzversicherer ist das B.

Der erste große Erfolg war also, als zwei der drei größten Rechtsschutzversicherer als Businesskunden bei uns unterschrieben haben.

Das soll jetzt nicht heißen, dass das gleichgesetzt ist mit dem Erfolg von Suitcase. Wir müssen weiter jeden Tag beweisen, dass unser Produkt funktioniert und wir bereit sind unser Produkt jeden Tag weiter zu entwickeln da sich der Markt und die Gesellschaft auch weiter entwickelt.

Als weitere Kunden können wir Kanzleien nennen, die sehr digitalaffin sind.

Marketing

Wir haben uns gleich zu Beginn ganz Bewusst gegen Marketing im großen Stil entschieden. Wir arbeiten wenn man es summiert mit wenigen Unternehmen zusammen die über unser Geschäftsmodell unser Produkt beim Endkunden ankommen lassen. Da hilft ein klassisches SEO Marketing oder ein Marketing über verschienden Social-Media Kanäle nicht die Bekanntheit zu steigern oder eine starke Marke aufzubauen. Unsere Brand orientiert sich an unserem starken Produkt.

Wir verstehen unser Marketing eher im Bereich der Präsenz in der Presse sowie dem aktiven Ausspielen unserer Marke auf LinkedIn.

Suitcase als Marke

Suitcase ist die digitale unabhängige Schlichtung des 21. Jahrhunderts. Wir beschreiben uns deshalb als neutrales Forum, dass die Parteien zusammenbringt um den Rechtsstreit zu lösen. Wir sehen uns im Streit als die Schweiz. Wir nehmen die Rolle des Vermittlers ein und setzen von Tag eins auf Präzission und Professionalität um Vertrauen für unsere Arbeit von beiden Parteien zu bekommen.

Zahlen, Daten

Wir sind seit März 2024 am Markt und man kann sagen, dass wir bereits jetzt einen 5-Stelligen Umsatz generieren konnten.

Unser Team, bestehend aus 8 Mitarbeitern, kümmert sich tagtäglich um ein Innovatives und ausgefeiltes Produkt, sowie die Gewährleistung aller Themen die in einem LegalTech unternehmen so aufkommen.

Unser Gründerteam hält nach wie vor über 90% der Anteile.